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Identität und Geschichte der Informationswissenschaft

Die Informationsgesellschaft

Die Informationsgesellschaft

Projekte: Identität und Geschichte der Informationswissenschaft

7. Nationale Auswirkungen auf die (Informations-)Politik

Thomas Seeger gibt in seinen Ausführungen über „Informationspolitik, IuD-Politik, Fachinformationspolitik einen Einblick in die nationalen Entwicklungen in Deutschland: In den 60er Jahren war die Informationspolitik gekennzeichnet von dem stetig anwachsenden gesellschaftlichen und politischen Bewusstsein um die Bedeutung von Information.

1962 verfasste der Präsident des Bundesrechnungshofes ein Gutachten, in dem Dokumentation als kostensparendes Hilfsmittel für die Wissenschaft charakterisiert wurde. Er sah die Dokumentation als staatliche Aufgabe an, sowohl bei ihrer Organisation als auch bei der Förderung der Dokumentationsleistungen, auch wenn er eine Beteiligung der Wirtschaft nicht ausschloss. Kernaussagen seines Gutachtens waren:

  • Dokumentation wird als Mittel der Leistungssteigerung in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung gesehen.
  • Wegen des allgemeinen übergreifenden Nutzens erklärt er Organisation und Förderung der Dokumentation zur staatlichen Aufgabe.
  • Eine notwendige, ökonomisch sinnvolle Maßnahme ist die internationale Kooperation mit anderen Ländern.
  • Ein nationales Dokumentationsnetz soll aufgebaut werden, um der Zersplitterung unter den Informations- und Dokumentationsstellen entgegenzuwirken.

1963 wurde vom Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung ein Referat für Dokumentation eingerichtet. Der Leiter dieses Referates verfasste 1964 und 1967 zwei wesentliche Beiträge mit folgenden Kernthesen:

  • Zuwächse in der Produktion von Wissen erzwingen maschinelle Verfahren zur effektiven Bewältigung.
  • Der Förderung von theoretischen und praktischen Methoden der Information und Dokumentation muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, um Rückständigkeit gegenüber anderen Ländern zu vermeiden.
  • Aus- und Weiterbildung müssen auf den Fortschritt der neuen Techniken hin verbessert werden.

In den 70er Jahren wurde versucht, eine staatliche zentrale institutionelle Infrastruktur zu schaffen. Erste Förderprogramme wurden ins Leben gerufen.

1974 wurde ein Informations- und Dokumentationsförderprogramm (IUD-Programm) mit folgenden Hauptpunkten verabschiedet:

  • Ausbau der Informationsdienstleistungen aufgrund des steigenden Wissenszuwachses und des zunehmenden Informationsbedarfs
  • Sicherstellung eines leichteren Zugangs zu Informationen, um das weltweit erzeugte Wissen zur Problemlösung in der Gesellschaft sinnvoll einsetzen zu können.
  • Steigerung der Effizienz von Forschung, Entwicklung und Ausbildung
  • Erhöhung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft und Technik
  • Verbesserte Informationsmöglichkeiten für alle Bürger und gesellschaftliche Gruppen.

In den 80er Jahren erfolgte dann eine zunehmende Deregulierung der staatlichen Informations- und Dokumentationsinstitutionen. Vom Staat wurde beschlossen, sich zugunsten einer marktwirtschaftlich orientierten subsidiären Förderpolitik vom Markt zurückzuziehen.

Die Förderprogramme beschäftigten sich nun mehr mit der privatwirtschaftlich zu organisierenden Informationsvermittlung und der Vermarktung von Online-Diensten.
Durch die Übergabe des größten Teils der Information und Dokumentation an die Privatwirtschaft ergaben sich für die Politik neue Aufgaben. Es war mehr die Unterstützung der Regierung gefordert als die Reglementierung oder die Durchführung von Information und Dokumentation:

  • Sicherung des Leistungsstandes der Privatwirtschaft, bis durch höhere Erlöse und breitere Nutzung der Zuschussbedarf entfällt
  • Füllen der Lücken im bestehenden Dienstleistungsbereich durch den Aufbau neuer Daten- und Fachinformationsdienste
  • Verstärkter Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken für die Erstellung und Vermittlung von Diensten
  • Förderung der informationswissenschaftlichen Forschung und Entwicklung.

Die 90er Jahre stehen vorwiegend im Zeichen des Auf- und Ausbaus all dieser Konzepte in der ehemaligen DDR, anlehnend an den westlichen Fortschritt. Dies ist auch der Förderschwerpunkt in diesem Jahrzehnt. Doch ebenso wird in dieser Zeit ein Schwerpunkt auf die Förderung folgender Bereiche gelegt:

  • Wissenschaftlich-technische Information und Kommunikation in Datennetzen
  • Elektronische Publikation und multimediale wissenschaftliche und technische Information
  • Literatur- und Faktendatenbanken
  • Elektronische Bibliothek
  • Nutzung der wissenschaftlich-technischen Information.

Im neuen Jahrtausend hat es die Politik geschafft, der öffentlichen Verwaltung ebenfalls einen Einstieg in die Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationstechniken zu ermöglichen. Ein Ausbau der bereits bestehenden Systeme und eine weitere politische Förderung kann nur wünschenswert sein.

 

 

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