Identität und Geschichte der Informationswissenschaft
Die Informationsgesellschaft
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Projekte: Identität und Geschichte der Informationswissenschaft
3. Auswirkungen auf Schule und Ausbildung
„Die Computerisierung des Alltags wird die Klüfte in der Gesellschaft zwischen den Wissenden und den Unwissenden vergrößern. Die Unwissenden werden sozial isoliert und fallen in Armut. Sogar Computerkenntnisse sind keine Arbeitsplatzgarantie.“ (J. Weizenbaum)
Bedenkt man dieses Zitat vom Joseph Weizenbaum, wird man feststellen, dass die Einbindung von neuen Telekommunikations- und Informationsverarbeitungssystemen in das Schul- und Ausbildungssystem immer dringlicher wird. Die neuen Techniken sind bereits dabei, das bisherige Schul- und Ausbildungssystem in Frage zu stellen.
Hierzu gibt der BMWi Report „Die Informationsgesellschaft – Fakten, Analysen, Trends“ von 1995 einige Ansätze, aber auch in jeder anderen unten aufgeführten Literatur sind Ausführungen in Bezug auf die Entwicklungen in Schule und Ausbildung zu finden. Nachfolgend einige Ansatzpunkte zu diesem Thema:
Heutige Lernziele scheinen bereits von der Technik überholt. Persönliches Wissen, Fachwissen und grundlegende Kompetenzen werden abgelöst durch informationstechnische Systeme mit höherer Genauigkeit, schnelleren Zugriffszeiten und sehr viel höherer Zuverlässigkeit. Mit diesen Systemen lässt sich Wissen darstellen und schnell und bequem abrufen. Dies scheint das Erlernen von Vorratswissen größtenteils ersetzbar zu machen.
Hierbei geht es jedoch nicht nur um weiterführende Wissensgebiete, sondern bereits die Basiskenntnisse wie Lesen, Schreiben, Rechnen sind von dieser Entwicklung betroffen, ist doch ein Großteil der Schüler heutzutage bereits auf einen Taschenrechner angewiesen und nicht mehr in der Lage, kleinere Rechenaufgaben mit Hilfe des Gehirns zu lösen. Hier stellt sich denn nun auch die Frage, warum man sich dieser Hilfsmittel wie Taschenrechner, Spracherkennung und audiovisuellen Darstellungen nicht bedienen sollte, wenn sich einem die Möglichkeit dazu bietet. Dies wird auch in den kommenden Jahren die Lernmotivation weiterhin verändern: weg vom Basis- und Vorratswissen, hin zu technischen Möglichkeiten der Wissens-Er- und -Verarbeitung, allerdings nicht ohne unerwünschte Nebenwirkungen, für die die PISA-Studie ein schönes Beispiel wäre, zeigt sie doch die bereits jetzt existierenden Schwierigkeiten bei kleineren mathematischen Problemfällen oder Textverständnis. Es muss drauf geachtet werden, dass das „Datenwissen“ nicht über- und das Basiswissen wie Rechnen, Lesen und Schreiben als Handwerkszeug nicht unterschätzt wird.
Leider muss hier gesagt werden, dass das Bildungssystem Deutschlands oft einige Jahre hinter den technischen Fortschritten der Wirtschaft, der Industrie und der Verwaltung zurücksteht. Gründe hierfür sind vor allem begrenzte Mittel für die Ausstattung von Schulen und anderen staatlichen Bildungsstätten. In der freien Wirtschaft findet die Einführung neuer informationstechnischer Systeme wesentlich schneller statt als in unserem öffentlichen Bildungssystem, da der schulische Bereich sich mehr an der Bildung von Vorratswissen orientiert, die Wirtschaft aber mehr daran interessiert ist, durch verbesserte Informations- und Kommunikationssysteme ihre Produktion zu erhöhen. Solange dies der Fall ist, eröffnet sich an dieser Stelle ein neuer überaus großer Markt für die Weiterbildungsbranche.
Im Endeffekt führt dies dazu, dass der Einsatz von Informationstechnik im Schulsystem vom Staat stärker eingebunden werden muss, will man die Schüler auf die Verhältnisse der neuen Arbeitswelt vorbereiten. Es muss nicht nur auf Basis- und Vorratswissen, sondern auch auf informationstechnisches Grundwissen hingearbeitet werden. Werden hier keine umfassenden Regelungen und Ausarbeitungen getroffen, wird dies dazu führen, dass sich das Bildungs- und das Beschäftigungssystem immer weiter voneinander weg bewegen. Diese Regelungen müssen nicht nur die Einführung in neue Technologien betreffen, sondern auch die Unterrichtsform. Personeller Unterricht und Kommunikation müssen mit technischen Systemen ergänzt werden.
Welche Folgen hat die Informations- und Kommunikationstechnik auf Schule und Ausbildung? Wie für jedes Teilgebiet haben diese auch hier Vor- und Nachteile:
Durch den vermehrten Einsatz von Technik kann sich die Zahl der Analphabeten merklich erhöhen. Hier geht es jedoch nicht um diejenigen, die nie gelernt haben zu lesen und zu schreiben, sondern mehr um diejenigen, für die audiovisuelle Möglichkeiten des Lernens das Lesen unnötig scheinen lässt (sekundäre Analphabeten), und um diejenigen, die zwar des Lesens mächtig sind, aber nicht fähig sind, die gelesene Information in selbständiger und individueller Auswahl zu begreifen und zu verarbeiten (tertiäre Analphabeten).
Lesen muss – wie andere Basisfähigkeiten – auch weiterhin als nützliches Instrument gesehen und auch entsprechend geschult werden. Erst dann ist man auch fähig, mit entsprechender Technik Informationen zu verstehen, zu verarbeiten und zu lernen.
Die neue Technik bietet jedoch auch neue Lernmethoden: autonomes Lernen ohne Lehrer wird zunehmen. Dies ist allerdings nicht möglich, ohne sich vorher grundlegende Basiskenntnisse wie das Rechnen, Lesen und Schreiben anzueignen. Doch bereits jetzt setzen sich in der Industrie und in der Verwaltung Computer als Unterrichtssysteme mehr und mehr durch. Jedoch ist der Vorteil des persönlichen Kontaktes und die Möglichkeit der persönlichen Erläuterung oder Verdeutlichung nicht zu unterschätzen. Auch bei benutzerorientierten Lernprogrammen sollte eine persönliche Hilfestellung zum besseren Verständnis gewährleistet sein. Aber auch dies kann bereits mit den neuen Techniken durch Online-Teaching ermöglich werden.
Der Einsatz von neuen Telekommunikations- und Informationsverarbeitungstechniken bietet jedoch auch einen zeitlichen Vorteil: sieht man das Erlernen neuer Techniken als zeitlichen Mehraufwand an, so wird das Anwenden dieser neuen Techniken die Ausbildungszeit trotzdem so verkürzen, dass trotz des Mehraufwandes für das Erlernen der Technik immer noch eine beachtliche Zeitersparnis gegenüber der Ausbildungszeit ohne diese Technik bleibt.
Bereits heute ist die Informationstechnik auch im Bildungswesen nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Das Erlernen und der Einsatz neuer Techniken wird in unserem Bildungssystem immer wichtiger, um Schule und Schüler auf den neuen Arbeitsmarkt vorzubereiten und die Chancen auf einen Arbeitsplatz realistisch zu machen.