Projekte
Identität und Geschichte der Informationswissenschaft
Informationswissenschaftliche Themen
Kommunikation und der Einfluss der neuen Medien: Netiquette
Jonas Dufner
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Netiquette?
-
Die 10 Grundregeln der Netiquette
- Vergiss nie, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
- Handle online nach den gleichen Werten, denen du auch im richtigen Leben folgst
- Wisse immer, wo du dich im Cyberspace befindest
- Respektiere die Zeit und Übertragungskapazität anderer
- Sorge dafür, dass du online gut aussiehst
- Lasse andere an deinem Wissen teilhaben
- Hilf’, „flame wars“ unter Kontrolle zu halten
- Respektiere die Privatsphäre anderer
- Missbrauche nicht deine Rechte
- Vergib’ anderen ihre Fehler
- Besonderheiten bei der Kommunikation durch Email oder in Newsgroups
- Netiquette für Information Retrieval
- Emoticons und Abkürzungen
- Quellen
Einleitung
Durch die Neuen Medien wie z.B. Handy oder Internetdienste werden dem Menschen Kommunikationswege eröffnet, die es ihm ermöglichen, online über geographische Grenzen hinweg mit anderen Menschen in aller Welt Kontakt aufzunehmen.
Für diese „Online-Kommunikation“, die sich von der traditionellen Kommunikation von Angesicht zu Angesicht vor allem dadurch unterscheidet, dass sie indirekt und dadurch weniger persönlich ist, haben sich neue Regeln für Art und Weise des Umgangs miteinander entwickelt. Diese nennt man Netiquette.
Was ist Netiquette?
Das Wort setzt sich aus den Begriffen „network“ und „Etiquette“ zusammen.
- Network: Netzwerk, gemeint ist das Internet
- Etiquette: „Gesamtheit der allgemein oder in einem bestimmten Bereich geltenden Umgangsformen“ (Duden)
So gesehen ist Netiquette also eine Art Regelwerk, das festlegt, wie sich ein Netizen (ein „Netzbürger“) online benehmen sollte. Die Netiquette begründet sich allerdings auf keiner gesetzlichen Grundlage und hat somit keinerlei rechtliche Verbindlichkeit. Ihr Hauptzweck besteht darin, Newbies (= Neulinge im Netz) bei der Fehlervermeidung und Oldbies bei der Unterstützung der Newbies zu helfen.
Die 10 Grundregeln der Netiquette
Vergiss nie, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
Die elektronische Kommunikation beschränkt sich auf geschriebene Worte, welche leicht missverstanden werden können. Ergo sollte man sich, bevor man etwas mailt oder postet, zuerst fragen, ob man dem Gesprächspartner das, was man geschrieben hat, auch ins Gesicht sagen würde. Wenn nicht, sollte man den Text noch einmal durchdenken und gegebenenfalls umformulieren oder neu schreiben.
Ein weiterer Grund, Geschriebenes, das man durchs Internet zu senden plant, gut zu durchdenken, ist, dass es eventuell irgendwo gespeichert wird.
Handle online nach den gleichen Werten, denen du auch im richtigen Leben folgst
Im Cyberspace scheinen die Chancen, bei etwas Illegalem erwischt zu werden, oft gering. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man sich als Netizen im Cyberspace in einem rechtsfreien Raum befindet. Sowohl gesetzeswidriges als auch unethisches Handeln widersprechen der Netiquette.
Die Verhaltensstandards im Cyberspace mögen vielleicht andere als im wirklichen Leben sein, in keinem Fall jedoch sind sie niedriger.
Wisse immer, wo du dich im Cyberspace befindest
Es ist wichtig zu wissen, wo man sich im Cyberspace gerade befindet, da sich Umgangsformen und Gepflogenheiten von Domain zu Domain unterscheiden. Verhaltensweisen, die in einem Bereich vollkommen akzeptabel sind, können in einem anderen als unverschämt angesehen werden.
Aus diesem Grunde gilt „lurk before you leap“, was so viel wie „erst beobachten, dann teilnehmen“ heißt. Man sollte sich also auf unbekanntem Terrain, wie z. B. einer neuen Newsgroup, zunächst erst einmal umsehen, d.h. die FAQ und Archive lesen oder dem Chat eine Weile zuhören, um ein Gefühl für die Umgangsformen auf diesem Gebiet zu entwickeln, bevor man aktiv am Geschehen partizipiert.
Respektiere die Zeit und Übertragungskapazität anderer
Wann immer man Emails versendet oder in Newsgroups Beiträge postet, beansprucht man Zeit und Übertragungskapazität derer, die diese lesen.
Es liegt in der Verantwortung des Autors, dass die zum Lesen benötigte Zeit nicht vergeudet ist.
Weiterhin sollte man nicht vergessen, dass man selbst nicht das Zentrum des Cyberspace ist. Aus diesen Grunde sollte man beispielsweise auf eine gestellte Frage nicht immer eine umgehende Antwort erwarten, denn andere haben schließlich auch ihre eigenen, meist vorrangigen Interessen.
Sorge dafür, dass du online gut aussiehst
Die meisten Menschen, die online kommunizieren, möchten akzeptiert und anerkannt werden. Im Cyberspace wird man nach dem beurteilt, was man schriftlich von sich gibt. Aus diesem Grunde sollte man auf Grammatik, Rechtschreibung, Logik, Einfachheit und inhaltliche Korrektheit seiner Beiträge achten. Letzteres ist besonders wichtig, da sich Informationen, also auch falsche, im Cyberspace wie Lauffeuer verbreiten können.
Auch offensive Ausdrucksweise sollte vermieden und Höflichkeit der Vorrang gewährt werden.
Lasse andere an deinem Wissen teilhaben
Der Austausch von Wissen hat im Internet eine lange Tradition. Sollte man bei der Suche nach Antworten auf eine Frage im Internet fündig werden, ist es sicherlich hilfreich, eine Zusammenfassung der Antworten für andere ins Netz zu stellen.
Auch wenn man über Spezialwissen auf einem bestimmten Fachgebiet verfügt, sollte man über dessen Veröffentlichung im Netz nachdenken, damit andere davon profitieren können.
Hilf’, „flame wars“ unter Kontrolle zu halten
„Flaming“ nennt man das, was Leute tun, wenn sie eine Meinung, von der sie absolut überzeugt sind, zum Ausdruck bringen, ohne dabei ihre Gefühle zu verbergen. „Flaming“ ist eine alte Tradition und muss nicht gegen die Netiquette verstossen.
Anders sieht es mit sogenannten „flame wars“. Dabei handelt es sich um einen schriftlichen Schlagabtausch zwischen zwei oder mehr Personen unter Verwendung meist sehr offensiver Schreibweise. Solche Kleinkriege können die Atmosphäre einer Diskussionsgruppe schnell verderben und behandeln diejenigen unfair, die daran unbeteiligt sind, aber dadurch belästigt werden.
Respektiere die Privatsphäre anderer
Das Herumstöbern in den Daten anderer, ob Dateien, Emails, o.ä. verstößt gegen die Netiquette. Dies beinhaltet sowohl das Durchstöbern der Emails des Arbeitskollegen während dessen Mittagspause als auch das unbefugte Eindringen in fremde Systeme durch Hacker vom heimischen PC aus.
Missbrauche nicht deine Rechte
Manche Leute im Cyberspace wie z.B. Systemadministratoren oder Diskussionsmoderatoren haben mehr Rechte als andere. Dies erlaubt ihnen allerdings nicht, sie zu missbrauchen, um anderen Schaden zuzufügen oder von ihnen ungerechtfertigt zu profitieren.
Vergib’ anderen ihre Fehler
Sollte man jemandem begegnen, dem während der Unterhaltung in einer Newsgroup ein Fehler unterläuft, muss man ihn nicht um jeden Preis öffentlich zurechtweisen. Vielleicht ist er Newbie oder es war einfach nur ein Versehen.
Sollte man trotzdem das Verlangen haben, auf diesen Fehler zu reagieren, dann ohne den Betreffenden vor den anderen Diskussionsteilnehmern bloßzustellen. Eine persönliche Email mit dem Hinweis auf den Fauxpas reicht vollkommen aus.
Besonderheiten bei der Kommunikation durch Email oder in Newsgroups
Neben der Beachtung der Netiquette gibt es bei der Benutzung von Email und Newsgroups noch einigePunkte, die zu beachten sind.
- Es sollte bei jeder Mail ein Betreff angegeben werden, da dies dem Empfänger der Mail erleichtert, diese einzuordnen.
- Auf die Verwendung des richtigen Zeichensatzes ist zu achten, da z.B. Verteilerlisten und Newsgroups u.U. keine Umlaute unterstützen.
- Persönliche Email sollte nur mit Zustimmung des Absenders weitergeleitet werden.
- Emails sollte man nur an die Personen weiterleiten, die Interesse an deren Inhalt haben, und nicht an das komplette Adressbuch.
- Zur Einhaltung von Hierarchieebenen sollten beispielsweise Fragen an die zuständige Abteilung (Support) einer Website und nicht an den obersten „Boss“ gerichtet werden.
News- und Diskussingroups
- Vor der ersten Teilnahme an einer Diskussion sollte man zunächst die FAQ lesen, um später unnötige Fragen zu vermeiden.
- Auf gepostete Nachrichten, die nicht in die Diskussionsgruppe gehören, sollte man auch nicht in der Gruppe antworten.
- Fragen sollte nicht in der Gruppe, sondern per Email beantworten werden, um unnötige Mehrfachbeiträge zu vermeiden.
- Nicht direkt in die Gruppe „flamen“.
- Man sollte immer überprüfen, ob die geschriebene Nachricht auch an die richtige Adresse gerichtet ist (Person oder Gruppe), da es sehr peinlich sein kann, wenn eine Nachricht, die eigentlich an eine bestimmte Person gerichtet ist, plötzlich in der Gruppe erscheint.
Netiquette für Information Retrieval
Befindet man sich im Internet auf der Suche nach Informationen, interagiert man zwar nicht direkt mit anderen Personen, dennoch muss die Netiquette-Grundregel „Respektiere die Zeit und Übertragungskapazität anderer“ beachtet werden. Viele Informationsserver im Internet haben eine begrenzte Bandbreite, d.h. nur eine limitierte Anzahl von Usern kann sich bei ihnen einloggen und recherchieren. Darum gibt es zwei einfache Regeln:
- Man sollte nicht auf einem Server eingeloggt bleiben, wenn man seine Informationssuche bereits abgeschlossen hat.
- Wenn möglich, sollte man versuchen, sich zu günstigeren („verkehrsärmeren“) Zeiten einzuloggen.
Emoticons und Abkürzungen
Emoticons
Emoticons dienen dem Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen, die der Gesprächspartner im Gespräch von Angesicht zu Angesicht sonst durch Mimik, Gestik oder Tonfall vermitteln würde.
Emoticons erfreuen sich großer Beliebtheit und tragen zur besseren Verständlichkeit und Unterhaltung Onlinediskussionen oder -chats bei.
Hier einige Beispiele:
:-) lächeln; lachen: fröhlich :-( beleidigt; traurig; unglücklich ;-) Augenzwinkern :-O schreiend; geschockt :-() kann/ werde nicht aufhören zu reden :-D breites Grinsen :-P ausgestrecktes Zunge :-} sarkastisches Lächeln %-) verwirrt aber zufrieden; betrunken oder berauscht %-( verwirrt und unglücklich :'-( weinend :'-) Freudentränen :-| gemischte Gefühle :- gemischte Gefühle, aber überwiegend zufrieden :-/ gemischte Gefühle, aber überwiegend unzufrieden
Abkürzungen
Abkürzungen dienen hauptsächlich dazu, lästig Schreibarbeit zu vermeiden. Nur wenige dienen dem Ausdruck von Gefühlen. Es werden meist Redewendungen und Floskeln abgekürzt, die aus dem englischen Sprachgebrauch stammen. Neben den gängigen gibt es im Deutschen nur sehr wenige Abkürzungen.
Hier einige Beispiele:
BTW By the way IMHO In my humble opinion IMNSHO In my not so humble opinion IOW In other words IRL In real life ITRW In the real world LOL Laughing out loud MorF? Male or Female? OTF On the floor (laughing) ROTFL Rolling on the floor laughing RTFM Read the f***ing manual (als Antwort auf eine dumme Frage) WRT With regard to YMMV Your mileage may vary
Links
- Capurro, Rafael: Informationsethik. http://v.hbi-stuttgart.de/Ethik/, 8.2.2002
- Shea, Virginia (1997): Netiquette (Online-Edition), http://www.albion.com/netiquette/index.html
- Rinaldi, Arlene H. (1998): The Net: Userguidelines and Netiquette, http://www.fau.edu/netiquette/net/netiquette.html
- Kaiser, Christian (1998): Die Netiquette, http://www.chemie.fu-berlin.de/outerspace/netnews/netiquette.html, 21.2.2002
- Network Working Group (1995): Netiquette Guidelines. Request for Comments: 1855. http://www.cis.ohio-state.edu/cgi-bin/rfc/rfc1855.html, 21.2.2002
Literatur
- Capurro, R.; K. Wiegerling, A. Brellochs (Hrsg., 1995): Informationsethik, Konstanz, Universitätsverlag
- Ermann, M. David (1997) : Computers, Ethics and Society. Oxford University Press.