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Virtuelles Handbuch Informationswissenschaft

Einführung in die (Informations-)Systemanalyse

Annäherung an den Begriff „System“

Heinz-Dirk Luckhardt

Annäherung an den Begriff „System“

Dieses Kapitel und das folgende („Einführung in die Systemwissenschaften“) folgt in wesentlichen Teilen den Ausführungen von Günther Ossimitz (Sommersemester 2000, derzeit nicht zugänglich, 31.7.2006): http://www.uni-klu.ac.at/~gossimit/lv/usw00/skr/start.htm

1. Annäherung: Assoziationen

Eine freie Assoziationsübung in einem Seminar über Informations- und Systemanalyse (SS 2001, Universität des Saarlandes, FR Informationswissenschaft) erbrachte u.a. die folgende ungeordnete Liste ein „System“ kennzeichnender Begriffe:

  • Umwelt
  • Objekte und Phänomene
  • Prozesse / Abläufe
  • Verbindungen / Abhängigkeiten
  • Teile / Ganzes
  • Mengen
  • Typen / Kategorien
  • eigene Begrifflichkeit
  • geschlossen
  • Netz
  • Input/Output
  • Komponenten
  • zusammen funktionieren
  • Frontend
  • Ordnung
  • Ziel
  • Schnittstelle

Ein System ist in eine Umwelt eingebettet; besteht aus Objekten und Phänomenen, zwischen denen Verbindungen und Abhängigkeiten existieren und die Prozessen unterworfen sind; die Systemelemente bilden die Teile, die sich zum Systemganzen zusammenfügen; die Systemelemente bilden Mengen, die typisiert und kategorisiert werden können; ein System hat eine „Schnittstelle“, über die Input und Output laufen; eine gewisse Geschlossenheit und eine eigene Begrifflichkeit können zur Identität eines Systems beitragen.

Als erste Annäherung an den Begriff „System“ kann die Definition von van Bertalanffy („Allgemeine Systemtheorie“, 1969) dienen: „Ein System ist ein Komplex interagierender Elemente.“

2. Annäherung: Wiener

Norbert Wiener begründete 1948 die Kybernetik, die Wissenschaft der dynamischen Systeme. Damit führte er den Zeitfaktor ein: Systeme bleiben über die Zeitachse stabil, ohne zu zerfallen. Gleichzeitig sind sie in Bewegung, d.h. wandeln sich, entwickeln sich dynamisch fort. Systeme unterliegen dabei Einflüssen von außen (Input) und üben selbst Wirkungen nach außen aus (Output).

3. Annäherung: Rapoport

Ein System hat nach RAPOPORT 3 grundsätzliche Dimensionen ( Anatol RAPOPORT (1988): Allgemeine Systemtheorie“. Darmstadt ):

  1. Identität eines Systems = zeitliche Stabilität

    Ein System bleibt auch unter Änderungen stabil, eine Einheit. Dies macht einen Teil seiner Identität aus. Identität wird auch durch Symbole und durch Traditionen gestiftet (Beispiele: Fußballvereine, Parteien).

  2. Organisation eines Systems

    Dazu gehören die Struktur des Systems, Regeln und Gesetzmäßigkeiten innerhalb des Systems, die Ordnung seiner Elemente und die Beziehungen zwischen ihnen.

  3. Zielgerichtetheit eines Systems

    Ein System hat einen Zweck; einen Grund, warum es existiert; ein Ziel, das mit seiner Einrichtung verfolgt wurde.

4. Annäherung: Phasen der Systementstehung

Bezüglich der Entstehung eines Systems lassen sich folgende Phasen unterscheiden (stark vereinfacht):

System allgemein Beispiel „Informationssystem“
  1. Zielformulierung
  2. Funktionsbestimmung
  3. Strukturentwicklung
  4. Entwurfsphase
  5. Entwicklungsphase
  6. Evaluierungsphase
  1. Wer soll über welche Inhalte informiert werden?
  2. Mit welchen Funktionen soll dies geschehen?
  3. Welche Inhalte sollen berücksichtigt werden, in welcher Struktur?
  4. Mit welcher Technik soll dies realisiert werden?
  5. Das System wird entwickelt
  6. Entspricht es den Zielen?
Zusammenfassung: Was macht ein System aus?

Systeme enthalten folgende Komponenten/Eigenschaften:

  • Systemelemente
  • Beziehungen zwischen den Elementen
  • Systemgrenze zur „Umwelt“: Identität
  • Zweck /Ziel / Funktion(en)
  • zeitliches Entwicklungsverhalten :Systemdynamik / Kontinuität / Stabilität

Diese Komponenten werden im folgenden Kapitel „Einführung in die Systemwissenschaften“ näher erläutert.

 

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