Fachschaftsrat
BuFaTa 1996
Folien Stock
Wolfgang G. Stock
FH Köln
Inhalt
1
Informatioinsgesellschaft und Informationswirtschaft
2
Aktuelle Konzeption des Informationswissenschaft
3
Informationswirtschaft als Studienfach
4
Die Rolle der Informationswissenschaft
im Studienfach Informationswirtschaft
Bundesfachschaftentagung des IuD-Bereiches
Saarbrücken, 7. Juni 1996
Rainer Kuhlen: Informationsmarkt, Konstanz 1996, S.34
Problem: epistemische Logik
WISSEN
A sei eine Person
p, q seien Aussagen
dann gilt:
(1)
(A weiß p) –> p |
(Wenn A p weiß, so ist p wahr.) |
(2)
((A weiß p) UND (p –> q)) –> (A weiß q) |
(Wenn A p weiß, dann weiß A alle Implikationen von p.) |
(1) und (2) treffen in realen Diskursen in der Regel nicht zu; Kuhlens Definition ist demnach überbestimmt.
Weitere epistemische Prädikate
- A akzeptiert, daß p
- A vermutet, daß p
- A hat keinen Grund daran zu zweifeln, daß p
- A glaubt, daß p
- A nimmt an, daß P
Die weiteren epistemischen Prädikate treten in realen Diskursen häufig auf, werden aber in Kuhlens Definition nicht erfaßt; die Definition ist hier unterbestimmt.
„Information ist nicht für den Wahrheitswert zuständig.“
(„Wissen“ umfaßt alle epistemischen Prädikate)
Rainer Kuhlen: Informationsmarkt, Konstanz 1996, S. 41
- gesichertes Wissen wird durch die „Aktion“ um den Wahrheitswert gebracht
- ohnehin nicht mit Wahrheitsanspruch auftretende Prädikate wie Glauben oder Annehmen werden genau wie Wissen behandelt
Gernot Wersig: Thesen zur Informationswissenschaft, Berlin 1993
- negativ: Bindung an das Konzept „Information“ ist
(möglicherweise) aufzugeben
- Beschäftigung mit den Informations- und
Kommunikationstechnologien und deren Auswirkung auf Individuen,
Organisationen und Gesellschaft
(Informationswissenschaft als „Selbstreflexion der Informatik“) - Beschäftigung mit den Instanzen, die für den Umgang mit Wissen
bedeutscham sind, also:
Blibliotheken und Fachinformation- und Dokumentaionseinrichtungen
(Informationswissenschaft als Oberdisziplin zur Bibliothekswissenschaft) - „Die Interdisziplinarität von Informationswissenschaft läßt
sich forschend und lehrend nur auf universitärer Ebene
realisieren.“
Wolf Rauch: Was ist Informationswissenschaft? Graz 1988
Sputnik-Schock (1957), 1. Teil: Sowjetunion schickt Raumschiff in
Erdumlaufbahn
Auswirkung: amerikanisches Raumfahrtprogramm (u.a. Apollo)
Sputnik-Schock, 2. Teil: Sputnik sendet unverständliche Signale
aus
US-Wissenschaftler brauchen ½ Jahr, Signale zu entschlüsseln
aber: Schlüssen war (in englisch) publiziert; Zeitschrift in
US-Bibl. vorhanden
Auswirkung: Analyse des wissenschaftlichen Informationssystems
(Weinberg-Bericht)
„Information science“ als „Wissenschaft von der Information“
Hochschulverband für Informationswissenschaft (HI): Neue Berufsbilder in der Informationsgesellschaft, Konstanz 1996, S. 2
–> Informationswissenschaft nähert sich der
Informationswirtschaft
Geht Informationswissenschaft in Informationswirtschaft auf?
„Informationsgesellschaft“ bezieht sich auf eine Gesellschaft,
- deren Basisinnovationen von der Ressource Information getragen
werden
(Theorie des fünften Kondratieff), - in der Informationsinhalten aller Arten überall und jederzeit
zur Gänze zur Verfügung stehen (Holographie- und
Tempo-Prinzip) und auch intensiv genutzt werden,
- deren Mitglieder bevorzugt Telematikgeräte zur Kommunikation
benutzen
(telematische Revolution)
Kondratieff-Zyklen und Politik
Nikolai D. Kondratieff:
„Wirtschaftsentwicklung bedingt technischen Fortschritt.“
Primat heutiger Informationspolitik: Wirtschaftspolitik
Joseph A. Schumpeter:
„Technische Innovationen sind Ursache yyklischer
Wirtschaftsschwankungen.“
Primat heutiger Informationspolitik: Wissenschafts- und
Technologiepolitik
Gerhard Mensch:
„Basisinnovation ist die Ursache einer Aufschwungphase. Die
Abschwungphase wird vom ökonomischen System bedingt.“
(Metamorphose-Modell)
Primat heutiger Informationspolitik: Koordiniertes Vorgehen von
Wissenschafts- und Technologiepolitik sowie
Wirtschaftspolitik
Lange Wellen der Konjunktur
(„Kondrattieff-Zyklen“)
Quelle: Nefiodow 1991
nicht: verschwommene Basisdisziplin für alle Aspekte der
Informationswirtschaft
auch nicht: interdisziplinäre Angelegeneheit
sondern:
Konzentration auf Kernbereiche:
Verständnis von Information als Gesamt von
* Signal und
* Inhalt (Nachricht, Semantik)
dabei: Betrachtung der Informationsinhalte
Informationstätigkeiten (Informieren)
* Auswerten,
* Verwalten,
* Afragen und
* Aufbereiten von Informationsinhalten
Informationswissenschaft ist eine theoretische und zugleich praxisorientierte Wissenschaft der Informationsinhalte und aller damit verbundenen Tätigkeiten des Informierens
„Kölner Modell“
Interdisziplinäres Studium
Dispiplin | Forschungs- bzw. Lehrbeispiel |
Betriebswirtschaftslehre | innerbetriebliches Informationsmanagement |
Volkswirtschaftslehre | Spezifika der Informationsdienstleistungen |
Informatik | Hardware, Software, Information Engineering |
Nachrichtentechnik | Telematik |
Informationspraxis (ABD) | Informationsprodukte |
Design | Schnittstellen, Ergonomie |
Linguistik | computerstützte Indexierung u. Übersetzung |
Wissenschaftstheorie | wissenschaftliches Wissen, Technologietransfer |
Sozialpädagogik | Auswirkung virtueller Welten |
Informationswissenschaft | ??? |
Schnittbereiches mit anderen Disziplinen
Informationswissenschaftliche Dispiplin | Basisdisziplin |
Informationsrecht | Jura |
Informationssoziologie | Soziologie |
Szientometrie | Wissenschaftwissenschaft |
Informationspolitik | Politologie |
Informationslinguistik | Linguistik |
… |
– Munich Information Manager Group –
Manfred Hauer: Information Management für Management Consultants, in:
18. Online-Tagung der DGD, Frankfurt, 1996, S. 411-414
* kommunikative Kompetenz
* fachliche Kompetenz
* „power“:
(Bild des City-Fahrad-Kuriers)
– jung, dynamisch, selbstbewußt
– hohe Leistungsbereitschaft
– hoher persönlicher Einsatz
– „jederzeit und überall“
-keine Aufgabe zu schwer
Berufliche Einsatzmöglichkeiten bestehen:
- in der gesamten Wertschöpfungskette der Informationspraxis:
bei Datenbankproduzenten, bei Online- bzw. Videotex-Hosts, bei
CD-ROM-Verlagen, bei Informationsvermittlern,
- in der betrieblichen Information und Kommunikation bei
Unternehmen aller Wirtschaftsbranchen, bei Kirchen, Verbänden,
Parteien usw.
- in Informationszentren, Archiven und Bibliotheken als
Angestellte des öffentlichen Dienstes,
- im Telekommunikationssektor, vor allem in Bereichen
inhaltsorientierter Mehrwertdienste,
- als Informationsredakteur/in bei den Medien,
- in der Multimedia-Branche bei der Gestaltung von
Informationsprodukten,
- in den Bereichen Übersetzung, Dolmetschen im Rahmen der
computergestützten Übersetzung,
- als selbständige/r Informationswirt/in, u.a. als Consultant, als Produzent von Informationssystemen, in der Schulung mit Informationsdiensten, als Informationsvermittler.
- Planung, Organisation und Betrieb von Informationsabläufen in Unternehmen (bzw. anderen Institutionen)
- Umgang mit Dokumenten und Fakten, von Text, Bild, Ton, Bewegtbild bzw. Multimedia, besonders in elektronischen Formen,
- Einbeziehung externer Informationsressourecen in innerbetriebliche Informationsabläufe, Gewinnung interner und externer Informationen sowie deren Bereitstellung der Informationen an jedem Arbeitsplatz,
- Bewertung von Hardware-, Software und Telematikprodukten
- Beherrschen von Methoden zur Produktion, Speicherung, Distribution, Retrieval und Aufarbeiten aller Arten von Informationsinhalten,
- kommunikative Kompetenz (Analyse des Informationsbedarfs und der zielgruppenspezifischen Aufbereitung von Informationen).
Kernbereich I: Informationsinhalte
Themen
Allgemeine Methodologie: Definition, Division, Distiktion Gegenstand – Inhalt – Akt Dokumentarische Bezugseinheit – Dokumentationeinheit …
Kernbereich II: Informationstätigkeiten
Themen
Informationsökonomie …
Kernbereich III: Informationswissenschaftliche Theorien
Beispiele
Etymologie der „Information“ Informations- und Kommunikationstheorie (Shannon/Weaver) Segmantische Information (Carnap/Bar-Hillel) Negentropie (Brillouin) Information und System (Klaus) Theorie wissenschaftlicher Kommunikation (Michajlow) Wissenschaftsinformatik (Engelbert) Dokumentationsinformatik (Koblitz) Allgemeine Informatik (Groß/Fuchs-Kittowski) Information der Dritten Welt (Popper, Brookes) Wissenschaft und Information (Oeser) Phänomenologie (Diemer) Soziale Information (Wersig) Konstruktivismus (Gödert) Positivismus (Kuhlen) Realismus, Materialismus
Kernbereich IV: Informationswissenschaftliche Methoden
Infometrie