Arbeitsbereich Usability Engineering
Methoden und Verfahren
Eyetracking
Was ist Eyetracking?
Unter Eyetracking (ET), zu deutsch Blickregistrierung, versteht man Verfahren, die den Blickverlauf einer Person beim Betrachten eines Bildes registrieren und festhalten. Das heißt, die Bewegung des Auges über eine Bildfläche wird ebenso festgehalten wie die Fixationsdauer bestimmter Punkte. Es wird also gemessen, in welcher Reihenfolge, wann und wie lange die Versuchsperson einen bestimmten Bereich des Bildes betrachtet.
Wie kann man Eyetracking für das Usability Testing anwenden?
Blickregistrierungsverfahren sind bereits seit längerem in der kognitionspsychologischen Grundlagenforschung, der Medien- und Werbepsychologie sowie der Leseforschung etabliert.
Einige Erkenntnisse aus diesen Forschungen sind bereits ins Usability Engineering eingeflossen, wenn es etwa um die Aufmerksamkeitsverteilung auf die Bereiche eines Bildschirms geht. Da man anhand der Blickrichtung das Suchverhalten eines Nutzers ebenso ermitteln kann wie auf welche Elemente einer Bildschirmdarstellung er seine Aufmerksamkeit lenkt, können durch Eyetracking-Verfahren wertvolle Hinweise für die Usability Forschung gewonnen werden. Im Folgenden werden die Vorteile aber auch die Probleme und Nachteile beim Einsatz von Eyetrackern kurz erläutert.
Welche Vorteile hat ET?
- Im Gegensatz zu vielen anderen Verfahren, die etwa auf Heuristiken beruhen, können durch Eyetracking „harte Daten“ gewonnen werden.
- Es erlaubt Rückschlüsse über die kognitiven Vorgänge bei der Versuchsperson, die noch unmittelbarer sind als etwa bei der Methode des „lauten Denkens“.
- Effekte wie etwa soziale Erwünschtheit oder der Versuchsleitereffekt, die bei Nutzerbefragungen und Fragebögen auftreten können, dürfen beim Aufzeichnen der Blickrichtung ausgeschlossen, bzw. minimiert werden.
- Es ist möglich festzustellen, ob eine Versuchsperson liest, oder Text nur nach bestimmten Wörtern scannt
- Es kann ermittelt werden, auf welche Bereiche des Bildschirms (Navigationsleisten, Werbebanner, etc.) sich die Aufmerksamkeit der Versuchsperson konzentriert.
- Das Suchverhalten des Nutzers wird nachvollziehbar.
Welche Nachteile hat ET?
- Es ist nicht messbar, ob und was eine Versuchsperson tatsächlich „gesehen“ bzw. wahrgenommen hat. Hier ist der Unterschied zwischen Sinnesreiz und Wahrnehmung zu beachten. Wahrnehmung ist ein kognitiver Prozess, über den Fixationsdauer und -ort des Auges allein keinen Aufschluss geben
- Es ist auch nicht möglich, mit völliger Sicherheit festzustellen, dass ein Nutzer etwas nicht gesehen hat. Eyetracker zeichnen den Blickfokus auf, das menschliche Auge verwertet jedoch auch Informationen aus dem peripheren Blickfeld.
- Eyetracking alleine erlaubt keine Rückschlüsse darauf, warum eine Versuchsperson ein Bildschirmelement fixiert hat oder nicht.
- Nicht alle Nutzergruppen können ohne weiteres untersucht werden, da einige Verfahren Brillenträger ausschließen oder den Einsatz von Kontaktlinsen erfordern.
- Einige, vor allem ältere, Verfahren arbeiten mit am Kopf des Nutzers befestigten Kameras, verlangen eine Fixation der Versuchsperson, oder das Einsetzen von Kontaktlinsen. Ein verstärkter Laboreffekt ist hier nicht auszuschliessen.
- Der Aufwand, der zur Auswertung der Ergebnisse betrieben werden muss, ist sehr hoch. Dies wirkt sich auch auf die Kosten aus. Neben dem Arbeitsaufwand für die Auswertung dürfen die teils hohen Anschaffungskosten für den eigentlichen Eyetracker und für die Schulung der Mitarbeiter in Bedienung und Auswertung der gewonnen Daten nicht unterschätzt werden.