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Virtuelles Handbuch Informationswissenschaft

Zum Informationsdesign von Texten

Die Notwendigkeit der syntaktischen Analyse

Heinz-Dirk Luckhardt

Wenn oben gesagt wurde, dass Satzzeichen der Gliederung von Sätzen dienen, dann ist das durchaus keine triviale Aussage. Was ist ein Satz, und woran erkennt man ihn? Die Sprachwissenschaft kennt zahlreiche Definitionen (man suche einfach mal nur mit einer beliebigen Web-Suchmaschine den Satz „Was ist ein Satz?“), die hier nicht diskutiert werden sollen. Es ist für den hier verfolgten Zweck, nämlich ein einleuchtendes Entscheidungskriterium für eine grammatisch sinnvolle Kommasetzung zu bestimmen, völlig ausreichend, wenn man z.B. mit einer einfachen Definition wie der folgenden arbeitet :

    Ein Satz ist eine grammatische Einheit aus Subjekt und Prädikat, die intuitiv als grammatisch, vollständig und akzeptabel angesehen wird.

Innerhalb eines Satzes werden die einzelnen Satzglieder nicht voneinander getrennt, wie dies in (7) und (8) durch die Kommasetzung (das jeweils letzte Komma) geschehen ist.

    (7*) Fest steht, dass die Weiterentwicklung der Informationsangebote im Tourismus und dadurch hervorgerufene Wissensveränderungen, Einfluss auf Verhalten und Entscheidungen von Reisenden genommen haben.

    (8*) Durch ihre Onlinepräsenz verlieren die bisher separat voneinander existierenden Massenmedien Zeitung, Radio und Fernsehen, ihre spezifischen Eigenschaften und entwickeln zum Teil gattungsübergreifende Merkmale.

Solange ein Satz intuitiv als nicht vollständig angesehen wird und auch keine Anreihung und kein Einschub vorliegt, solange wird kein Komma gesetzt.

Dazu ist es hilfreich, sich die Satzglieder (Subjekt, Prädikat, Objekt …) klar zu machen. Im dass-Satz in (7) sind dies :

Weiterentwicklung … hat genommen … Einfluss

In (8) sind dies:

Massenmedien … verlieren … Eigenschaften

Mit diesen Satzgliedern sind die Sätze intuitiv komplett, der Rest ordnet sich ihnen unter. Dazwischen hat ein Komma nichts zu suchen.

Diese Darstellung lässt viele (zu viele?) Fragen offen, in ihrer Kürze ist sie evtl. auch nicht sehr hilfreich. Aber jede auch noch so geringe Vertiefung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, da hier zentrale linguistische Fragestellungen betroffen sind, über die die Meinungen weit auseinander gehen. Dennoch seien hier für Interessierte einige wichtige Stichwörter genannt.

Der zentrale Begriff zur Bestimmung der Vollständigkeit eines Satzes ist die Valenz. Ausgehend vom Prädikat, d.h. vom Verb, kann man nämlich erkennen, welche Satzglieder noch zum Prädikat hinzutreten können / müssen. Ein Verb eröffnet um sich herum sogenannte Valenzen (Leerstellen), die gefüllt werden (müssen). Bei „verlieren“ sind dies z.B. Subjekt und direktes Objekt.

Ergänzungen/Komplemente können Valenzen füllen. Darunter fallen neben Subjekt und direktem oder indirekten Objekt die präpositionalen / adverbialen Ergänzungen. Auch Nebensätze (z.B. dass-Sätze) können Ergänzungen sein. So ist der dass-Satz in (7) die Subjektergänzung zu „feststehen“.

Sätze können einander nebengeordnet werden (vgl. in Satz (8) die angereihten Prädikate … verlieren … und entwickeln …). Hier sind besondere Gesetzmäßigkeiten zu beachten. U.A. gelten andere Anforderungen an die Vollständigkeit, da Satzglieder aus angereihten Sätzen übernommen werden können (im Beispiel (8) ist dies das Subjekt „Massenmedien“).

Auch Nominalgruppen können Valenzen eröffnen, vgl. z.B. in (7): Einfluss auf …

 

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