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Studium Informationswissenschaft

Virtuelles Handbuch Informationswissenschaft

4. Die Informatisierung

Exkurs: Elektronisches Publizieren

Werner Schweibenz

Eine neue Spielart des Elektronischen Publizierens:
Webpublishing

1. Begriff und Voraussetzungen

Der Begriff des Elektronischen Publizierens tauchte zum ersten Mal 1977 auf und wurde im Laufe der achtziger Jahre zunehmend populärer (Kist 1988, S. 7). Darunter versteht man den Einsatz von Rechnern, um elektronische Texte herzustellen und auf elektronischem Wege über Telekommunikationssysteme den Benutzern zur Verfügung zu stellen.

Damit diese Form des Publizieren möglich wurde, waren neben der Maschinenlesbarkeit des Textes auch Niedrigpreis-Computer mit schnellen, billigen Massenspeichermöglichkeiten für große Textmengen notwendig. Darüberhinaus bedurfte es zuverlässiger, einfach bedienbarer Telekommunikationseinrichtungen für die Datenübertragung zum Benutzer (Kist 1988, S. 16f).

Nach Boles (1995, S. 274) läßt sich der gesamte Publikationsprozeß generell in drei Phasen unterteilen: die Konstruktionsphase, die Distributionsphase und die Rezeptionsphase.

In der Konstruktionsphase bereitet der Autor die zu vermittelnden Informationen auf und stellt sie in Form von Dokumenten zur Verfügung. Die Distributionsphase umfaßt den Weg von der Erstellung eines Dokumentes bis zu seiner Verfügbarkeit für den Leser, eine Aufgabe, die traditionell Verlage und Herausgeber übernehmen. In der Rezeptionsphase nimmt der Leser die Informationen auf.

2. Wege des Elektronischen Publizierens

Nach Riehm/Böhle/Wingert (1992, S. 1f) reicht der Vorgang des Elektronischen Publizierens von der elektronischen Manuskriptübernahme des Verlags vom Autor bis hin zur geschlossenen elektronischen Publikationskette. Bei der elektronischen Manuskriptübernahme erstellt der Autor elektronisch Texte, die der Verlag als maschinenlesbaren Text ins Computersatzsystem übernimmt. Die Veröffentlichung und der Vertrieb erfolgen danach konventionell. Die geschlossene elektronische Kette reicht vom Autor bis zum Nutzer. Ein Beispiel hierfür ist das Rechtsinformationssystem JURIS, in dem Entscheidungen der Gerichtshöfe in einer Datenbank zur Verfügung gestellt werden.

Elektronisches Publizieren läßt sich demnach in zwei Teilgebiete zerlegen: elektronisches Online-Publizieren und elektronisches Offline-Publizieren (Boles 1995 S. 274).

Der Vorgang des elektronischen Online-Publizierens ist sowohl durch die elektronische Distribution als auch durch die elektronische Rezeption eines Dokumentes gekennzeichnet, das mit Hilfe von Computern in elektronischer Form erstellt wurde. Der Weg von der Dokumenterstellung bis zur Dokumentrezeption verläuft dabei vollständig elektronisch.

Beim elektronischen Offline-Publizieren liegt das Dokument in elektronischer Form vor. Die elektronische Publikationskette wird jedoch bei der Dokumentverteilung unterbrochen, da die Distribution auf nicht-elektronischem Wege erfolgt. Dabei werden die Dateien beispielsweise auf Diskette oder CD-ROM mittels „gelber Post“ verschickt und anschließend vom Empfänger wieder in den Computer eingelesen.

3. Mehrwert des Elektronischen Publikationsprodukts

Eine Überführung des Textes in die Form eines elektronisch verarbeitbaren Dokumentes allein würde keinen nennenswerten Vorteil bringen. Ein informationeller Mehrwert entsteht erst durch die Aufbereitung des Textes durch Verknüpfung der Textteile (Kuhlen 1990, S. 123 und S. 163), was in der Darstellungsform eines Hypertextes möglich ist. Dazu muß aus dem Text eine Hypertext-Basis geschaffen werden, die durch Verknüpfungen nicht-lineare Strukturen erhält.

4. Software zum Elektronischen Publizieren

Für das Elektronische Publizieren gibt es ein großes Angebot an Software. Vogel (1994) vergleicht einige der gängigsten Produkte.

Im CIP-Pool der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes sind z.B. die Programme TOOLBOOK und ASKSAM verfügbar.

Literaturhinweise
  • AKEP – Arbeitskreis Elektronisches Publizieren des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. http://www.boersenverein.de/de/158446/Arbeitskreise_Verleger_Ausschuss/158255 (zuletzt gelesen am 23.06.2010)
  • Boles, Dietrich (1995): Elektronisches Publizieren: Autorensysteme und Arbeitsumgebungen für Autoren. In: Nachrichten für Dokumentation 5/95, S. 273 – 282.
  • Bolter, J.D. (1991). Writing space. The computer, hypertext, and the history of writing. Hillsdale: Lawrence Erlbaum.
  • DINI – Deutsche Initiative für Netzwerkinformationen – AG „Elektronisches Publizieren“. http://www.dini.de/ag/e-pub/ (zuletzt gelesen am 23.06.2010)
  • Kist, Joost (1988): Elektronisches Publizieren: Übersicht, Grundlagen, Konzepte. Bearb. u. hrsg. von Manfred Krüger. Stuttgart: Raabe, 1988. 180 Seiten.
  • Kuhlen, Rainer (1991): Hypertext – Ein nicht-lineares Medium zwischen Buch und Wissensbank. Berlin/Heidelberg 1991.
  • Riehm, Ulrich (2006): Elektronisches Publizieren revisited! In: zeitenblicke 5 (2006), Nr. 3, [2006-12-03], URL: http://www.zeitenblicke.de/2006/3/Riehm/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-6432 (zuletzt gelesen am 23.06.2010)
  • Riehm, Ulrich/Böhle, Knud/Wingert, Bernd/Gabel-Becker, Ingrid (1992): Elektronisches Publizieren: eine kritische Bestandsaufnahme. Berlin/Heidelberg/New York u.a.
  • Vogel, Ulrich: Hyperwelten. Wie schreibt man elektronische Bücher? – Strategien und Produkte. In c’t 1994, Heft 6, S. 126 – 140.
 

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