Virtuelles Handbuch Informationswissenschaft
Wissensrepräsentation und Wissensorganisation
4. Wissen darstellen und organisieren: Welche Formen und Formate gibt es?
Abb. 9 Mindmap „Wissensrepräsentation und -organisation“
Abb. 9 teilt die einzelnen Formen (eher willkürlich und sicher diskussionswürdig) den beiden Bereichen Wissensrepräsentation und Wissensorganisation zu. „Metadaten“ z.B. gehören sicher auch zu dem anderen Bereich, denn die bibliographischen Angaben zu Büchern etc. in Bibliotheken sind sicher auch „Metadaten“. Eine Diskussion vieler Begriffe findet sich bei Garshol ( http://www.ontopia.net/topicmaps/materials/tm-vs-thesauri.html). Im Folgenden wird kurz auf die einzelnen Formen eingegangen, in der Reihenfolge, in der sie in Abb. 9 erscheinen.
Metadaten
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Metadaten
Der Begriff „Metadaten“, unter der Bezeichnung „bibliographische Angaben“ ein Begriff mit langer Tradition im Bibliothekswesen, hat mit dem Aufkommen des Worldwide Web neue Bedeutung gewonnen, da die schiere Masse der Daten nach einer (formalen und inhaltlichen) Beschreibung der Webseiten verlangt, um bessere Such- und Auswahlmöglichkeiten zu bekommen. Der wichtigste Standard hierfür ist das Dublin-Core-Format (http://de.wikipedia.org/wiki/Dublin_Core).
Script
Scripts stellen einen Versuch dar, komplexe stereotype Vorgänge / Handlungsstränge darzustellen. z.B. einen Besuch in einem Restaurant (das bekannte Restaurant-Script) oder einen Einkauf in einem Laden.
Prädikatenlogik
Wikipedia: Prädikatenlogik. http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%E4dikatenlogik
Mit der Prädikatenlogik lassen sich Aussagen miteinander verknüpfen und Schlussfolgerungen ziehen. So lässt sich aus den Aussagen „Das Saarland liegt in Deutschland“ und „Deutschland liegt in Europa“ automatisch die Aussage Das Saarland liegt in Europa herleiten.
Frame
Wikipedia: Frames. http://de.wikipedia.org/wiki/Frames_%28Wissensrepr%E4sentation%29
Mit einem Frame kann eine Klasse von Objekten beschrieben werden. Zu einem Frame gehört eine Reihe von Attributen (= typische Merkmale dieser Klasse). Dieses Prinzip lässt sich mit der oben beschriebenen Facettenklassifikation vergleichen. Das Beispiel Tür in Kap. 3 lässt sich etwa folgendermaßen als Frame darstellen:
frame:Tür (slots (:material[holz,stahl]) (:teile[schloss,riegel]) (:art[haustür,kellertür]) (:hersteller STRING))
Danach definiert sich eine Tür durch die „Merkmale“ material, teile, art und hersteller. Die drei ersteren können jeweils einen von zwei Werten annehmen (in eckigen Klammern). „hersteller“ ist vom Typ STRING, d.h. einfach eine Zeichenfolge, die den Hersteller kennzeichnet, z.B. „Türfabrik Müller“.
Netze
Ein Netz (oder Netzwerk) ist nach der Graphentheorie (dort auch Graph genannt) eine Menge von Knoten, die durch gerichtete oder ungerichtete Kanten miteinander verbunden sind. Im Unterschied zu einer Hierarchie, in der immer nur ein Weg zum Ausgangsknoten zurückführt, kann in einem Netz der Ausgangsknoten über mehrere Wege wieder erreicht werden.
semantisches Netz
Wikipedia: Semantisches Netz. http://de.wikipedia.org/wiki/Semantisches_Netz
Ein semantisches Netz besteht aus Begriffen (Konzepten, concepts), die durch benannte (typisierte) Kanten verbunden sind. Durch das Miteinander-in-Beziehung-Setzen von Begriffen sollen Weltausschnitte dargestellt werden.
Semantic Web
Wikipedia: Semantic Web. http://de.wikipedia.org/wiki/Semantic_Web
Die Idee von Tim Berners-Lee ist, das WWW um eine semantische Komponente zu erweitern, damit in Zukunft nach Bedeutungen gesucht werden kann, und nicht mehr nur nach Wörtern. Das WWW würde zu einem (global) verteilten semantischen Netz.
Neuronales Netz
Andreas Mielke: Neuronale Netze: http://www.andreas-mielke.de/nn.html
Die Struktur des menschlichen Gehirns wird als neuronales Netz beschrieben. Die Knoten dieses Netzes, die Neuronen, nehmen Reize auf und geben Reize weiter. In der Künstlichen Intelligenz werden künstliche neuronale Netze entwickelt, mit deren Hilfe das Funktionieren des menschlichen Gehirns simuliert werden soll. Anwendungsgebiete sind Mustererkennung, maschinelles Lernen, Bildverarbeitung, adaptive Software.
Systematik
Wikipedia: Systematik. http://de.wikipedia.org/wiki/Systematik
Eine Systematik ist die allgemeinste Form einer geordneten Zusammenstellung, sozusagen der Oberbegriff für Klassifikationen und Taxonomien der unterschiedlichsten Arten.
Eng verwandt mit dem Begriff Systematik ist das Begriffssystem. Auch dies kann als Oberbegriff für alle Arten von Systemen verstanden werden, in denen es um die geordnete Zusammenstellung von Begriffen und Benennungen geht (in einem bestimmten Gebiet oder universal).
Wikipedia: Begriffssystem. http://de.wikipedia.org/wiki/Begriffssystem
Terminologie
Wikipedia: Terminologie: http://de.wikipedia.org/wiki/Terminologie
(vgl. auch DIN 2342 Begriffe der Terminologielehre)
Die in einem Fachgebiet verwendeten Begriffe und Benennungen nennt man Terminologie. Sie ist der lexikalische Teil (Lexik, Lexikon) einer Fachsprache (im Unterschied zum grammatischen Teil). Eine Terminologie ist für Außenstehende oft unverständlich, innerhalb des Fachgebiets, also unter Fachleuten, fördert sie die Kommunikation. Ein Thesaurus hat in diesem Sinne etwas von einer Terminologie.
Taxonomie
Wikipedia: Taxonomie. http://de.wikipedia.org/wiki/Taxonomie
Taxonomie kann weitgehend mit Klassifikation gleichgesetzt werden.
Ontologie
Wikipedia: Ontologie. http://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie_%28Informatik%29
Eine Ontologie ist, wie ein semantisches Netz, ein System miteinander durch Relationen verbundener Knoten, die konkrete Dinge oder abstrakte Begriffe darstellen können. Die Bezeichnung stammt ursprünglich aus der Philosophie und wurde daher eher dem Bereich Wissensorganisation zugeordnet. Sie wird heute jedoch auch in der Informatik benutzt, u.a. als Grundlage für die Erstellung des Semantic Web, und wäre damit eher ein Werkzeug der Wissensrepräsentation.
Klassifikation
Wikipedia: Klassifikation. http://de.wikipedia.org/wiki/Klassifikation
Wikipedia: Facettenklassifikation. http://de.wikipedia.org/wiki/Facettenklassifikation
Klassifikationssystem für „Review of Information Science“:
http://www.iuw.fh-darmstadt.de/iud/wwwmeth/publ/example/werkz/risclass/menu1.htm
Klassifikation ist der Vergang und das Ergebnis einer Einteilung aller Wissensobjekte der Welt (Universalklassifikation) oder eines Teilbereichs (z.B. des Tierreichs) in Klassen. Beispiele sind die Universal Decimal Classification (UDC) und die International Patent Classification (IPC).
Thesaurus
Wikipedia: Thesaurus. http://de.wikipedia.org/wiki/Thesaurus
Ein Thesaurus enthält die in einem Sach- oder Fachgebiet verwendeten Begriffe und Benennungen sowie Relationen (Ober-/Unterbegriff, Verwandtschaft, Teil-/Ganzes-Beziehung etc.) zwischen ihnen. Ein Thesaurus wird bei der Indexierung von Dokumenten und im Information Retrieval verwendet.
Katalog
Wikipedia: Katalog. http://de.wikipedia.org/wiki/Katalog
Ein Katalog ist eine besondere Form der Klassifikation. U.a. wird diese Bezeichnung für Verzeichnisse von Büchern, Webseiten, Waren eines Versandhauses etc. verwendet.
Erstellungsdatum des Beitrags: 18.6.2004