Virtuelles Handbuch Informationswissenschaft
Wissensrepräsentation und Wissensorganisation
2. Arten von Wissen bzw. Wissensrepräsentation
2. Arten von Wissen bzw. Wissensrepräsentation
Es gibt verschiedene Arten des Wissens. Eine Unterscheidung ist die in deklaratives (semantisches Wissen, Wissen über Objekte, Faktenwissen bzw.: Wissen, was) und prozedurales Wissen (Handlungswissen bzw.: Wissen, wie).
Ein Kochrezept z.B. enthält beide Arten: die Liste der Zutaten ist deklaratives Wissen, die Kochanweisungen sind prozedurales Wissen.
Wissen kann auf unterschiedliche Arten (in unterschiedlichen Formaten) repräsentiert (dargestellt) werden, die in unterschiedlichem Maße für den Computer formalisierbar sind.
- propositionale Repräsentation: Darstellung in Form von Aussagen. Dies können natürlichsprachliche Sätze wie „Der Löwe ist ein Säugetier“ oder Ausschnitte einer Hierarchie sein, in der zwei benachbarte Knoten über eine mehr oder weniger aussagekräftige Verbindung miteinander eine (Art) Proposition bilden (Über-/Unterordnung „Lebewesen-Säugetier-Löwe“ bzw. Nebenordnung „Tier-Mensch“)
- analoge Repräsentation: wirklichkeitsnahe Darstellung (im Sinne einer Abbildung): Darstellung durch Bilder/Graphiken
- kognitive Schemata (Netze, Landkarten/Maps): Abbildung durch vernetzte Darstellung
- Produktionsregelsysteme: z.B. grammatisches (Sprach-)Wissen in Form von Wenn-Dann-Regeln: S => NP VP soll ausdrücken „ein Satz besteht aus Nominalphrase und Verbalphrase“.
Abb. 3 Mindmap „deklaratives und prozedurales Wissen“
Schließlich spielt auch der Kontext, in dem Wissen entsteht (erlernt wird) bzw. benutzt wird, bzw. die Herkunft von Wissen eine Rolle Abb. 4). Wissen kann Allgemeingut sein (enzyklopädisches Wissen, Weltwissen), es kann aus eigener Erfahrung entstanden sein (Erfahrungswissen), es kann in einer bestimmten Situation eine Rolle spielen (Situationswissen, episodisches Wissen), es kann in einem bestimmten Sachgebiet relevant sein (Fachwissen).
Abb. 4 Mindmap „Wissenskontext“
Zum Schluss eine eher mathematische Einteilung: Wissensobjekte als (einfache) Mengen, als Hierarchien oder als Netze (Abb. 4a). Mengen sind unstrukturiert, die Objekte der Mengen sind entweder einfach durch die Zugehörigkeit zu einer Menge beschrieben (z.B. Einträge in einer Terminologieliste) oder sie können eine mehr oder weniger komplexe (Merkmal-)Beschreibung tragen. Hierarchien sind Baumstrukturen mit einer Wurzel (Eingangsknoten), Ästen, Zweigen und Blättern (Endknoten). Von den Endknoten zum Eingangsknoten gibt es immer nur einen Weg. Ein Beispiel hierfür sind monohierarchische Klassifikationen. Im Gegensatz dazu können Netze mehrere Wege von einem Endknoten zum Anfangsknoten anbieten. Eine polyhierarchische Klassifikation ist in diesem Sinne ein Netz, weil Knoten mehrere „Oberknoten“ haben können und nicht nur einen, wie in einer Monohierarchie. Abgesehen von der komplexeren Struktur bieten Netze auch insofern mehr Darstellungsmöglichkeiten, als die Verbindungen zwischen den Knoten, die Kanten, komplexe Beschreibungen tragen können, vgl. Kap. 3. Knoten, Kanten, Eigenschaften.
Abb. 4a Mindmap „Wissen: Mengen, Netze, Hierarchien“Erstellungsdatum des Beitrags: 18.6.2004